Es war einmal ein Mädchen namens Ayla. Sie hatte in einem Waisenhaus mit 60 anderen Kindern gelebt. Sie war 12, und obwohl die Kinder bis zu 18 Jahre im Waisenhaus lebten, war sie schon allein in den Straßen von Bad Homburg. Wie es dazu kam, machte sie immer noch wütend. Drei Wochen vorher hatte eine Gruppe von Jungs als Scherz ihre Kleidung zerrissen. Sie wurde wütend und hatte, ohne darüber nachzudenken, einem von ihnen eine Backpfeife gegeben. Als die Direktorin sein blaues Auge sah, hatte sie ohne zu zögern Ayla rausgeschmissen.
Eines Tages, als Ayla ihr Bestes tat, aus der Mülltonne ihr Abendessen zu suchen, kam eine alte Frau vorsichtig auf sie zu. „Junge Frau, was machst du denn hier?“ Ihre Stimme war nett, hatte aber eine leichte Schärfe. „Ich…ich lebe hier.“ schaffte Ayla zu krächzen. „Aber…es ist so kalt hier draußen, du kannst einfach nicht hier bleiben, du wirst zu Tode erfrieren! Komm mit mir nach Hause, wir rufen deine Eltern. Ich bin Anna.“ Ayla wollte Anna erklären, dass sie keine Eltern hatte, aber die alte Frau nahm ihren Arm und drängte sie in eine kleine Hütte.
„Ah, du bist wieder da fürs Abendess— Wer ist diese Frau?“ fragte ein Mann an der Tür. „Das ist Ayla, ich habe sie auf der Straße gefunden und habe sie mitgebracht, sodass wir ihre Eltern anrufen können.“ „Ich…Ich…“ stammelte Anna. „Und Ayla, das ist Frank, mein Mann.“ erklärte Anna weiter. „ICH HABE KEINE ELTERN!“ rief Ayla lauter als sie wollte. „Ich wurde aus meinem Waisenhaus rausgeschmissen und ich darf nicht zurück, weil…weil ich…“ Tränen traten ihr in die Augen. „Keine Sorge, Kind, du musst nichts mehr sagen,“ flüsterte Anna. „Du lebst jetzt mit uns, wir werden uns um dich kümmern.“ fügte Frank hinzu.
Fast drei Monate vergingen und Anna, Frank und Ayla waren wie eine glückliche Familie. Anna kochte jeden Tag und Frank lehrte Ayla den Schulstoff zu Hause. Anna ging jeden Abend mit Ayla in ihren Garten, den sie wie Ayla pflegte und hütete. Alles war perfekt, bis Anna krank wurde. „Eine unbekannte Krankheit, keine Heilung, sie sollten sich darauf vorbereiten, Abschied zu nehmen,“ meinte der Arzt. Diese Worte stachen. Annas Garten wurde grauer und grauer. Ayla versuchte die Blumen wieder blühen zu lassen, doch nichts half. Obwohl sie wusste, dass es keine Hoffnung gab, eine Heilung zu finden, betete sie Tag und Nacht, träumte von ihrem einzigen Wunsch, Anna zu retten, aber nichts funktionierte. Anna starb nach zwei Monaten in ihrem Bett.
Ayla weinte jede Sekunde ihres Lebens nach Annas Tod. Frank blieb immer in seinem Raum, aber dafür sorgend, dass beide genug aßen.
Eines Tages ging Ayla in Annas Garten. Als sie die grauen Blumen sah, fing sie an zu weinen. Kleine Tropfen fielen ihre Wangen hinunter. Aber wie Magie, verwandelten die grauen Blumen sich zu bunten Pflanzen, als die Tropfen sie berührten, voll mit Erinnerungen von Anna. Frank kam hinter Ayla her und umarmte sie mit voller Trost. Da verstanden die beiden, dass die Geliebten nie wirklich verschwinden, sondern in den schönsten Orten der Erinnerungen weiterleben.