Es war einmal in Bad Homburg ein kleines Mädchen namens Lina. Sie liebte es, durch den Schlosspark zu spazieren und das weiße Schloss mit seinem hohen Turm zu bewundern. Jeden Tag auf dem Weg zur Schule schaute sie hinauf und träumte von Abenteuern.
Eines Winterabends, kurz vor Weihnachten, ging Lina mit ihrer Oma durch die Kurstadt. Die Straßen waren festlich geschmückt, und überall funkelten Lichter. Schnee lag weich auf den Dächern der alten Häuser, und die Luft duftete nach Zimt und gebrannten Mandeln. Als sie am Kurpark vorbeikamen, bemerkte Lina einen goldenen Schimmer zwischen den verschneiten Bäumen.
"Oma, siehst du das?", rief Lina aufgeregt.
Neugierig folgten sie dem geheimnisvollen Licht und fanden eine alte Laterne, die halb im Schnee vergraben lag. Als Lina sie vorsichtig aufhob, begann die Laterne warm zu leuchten, als hätte sie nur auf diesen Moment gewartet.
"Das ist eine Wunschlaterne!", flüsterte Omas Stimme voller Staunen. "In Bad Homburg erzählt man sich seit vielen Jahren, dass einmal im Jahr eine magische Laterne erscheint. Wer sie findet, darf sich etwas wünschen - aber es muss ein Wunsch sein, der anderen Freude bringt, nicht nur einem selbst."
Lina dachte lange nach. Sie hätte sich ein neues Fahrrad wünschen können oder viele Spielsachen, die sie sich schon lange wünschte. Aber dann dachte sie an ihre beste Freundin Sophie, die im Krankenhaus lag und Weihnachten dort verbringen musste. Sie dachte an den alten Herrn Müller aus ihrer Straße, der immer so einsam am Fenster saß. Und an all die Kinder in ihrer Schule, die manchmal traurig waren und niemanden zum Spielen hatten.
Mit geschlossenen Augen hielt Lina die Laterne fest in ihren Händen. "Ich wünsche mir", sagte Lina laut und deutlich, "dass alle Menschen in Bad Homburg zu Weihnachten einen glücklichen Moment erleben - besonders die, die einsam oder krank sind."
Die Laterne leuchtete plötzlich so hell wie tausend Sterne! Das goldene Licht stieg langsam in den dunklen Himmel auf und verteilte sich über die ganze Stadt. Goldene Funken tanzten durch die kalte Winterluft wie kleine magische Schneeflocken und berührten sanft die Herzen der Menschen.
Am nächsten Morgen geschahen wunderbare Dinge in Bad Homburg: Sophie bekam überraschend Besuch von ihrer ganzen Klasse, die ihr selbstgebastelte Sterne, bunte Bilder und lustige Geschichten mitbrachten. Herr Müller wurde von den Nachbarn herzlich zum Weihnachtsessen eingeladen. In der Eisdiele am Louisenplatz verteilte der freundliche Besitzer kostenloses Eis an alle Kinder. Die Menschen auf der Louisenstraße halfen einander beim Schneeschippen. Und überall in Bad Homburg lächelten die Menschen einander an und halfen sich gegenseitig, als wären sie eine große Familie.
Lina verstand, dass ihre Wunschlaterne echte Magie gewirkt hatte - die schönste Magie von allen: die Magie der Freundlichkeit, der Liebe und des Zusammenhalts.
Seitdem erzählt man sich in Bad Homburg, dass manchmal, wenn man ganz genau hinschaut, noch immer ein goldener Schimmer durch den Schlosspark tanzt. Er erinnert alle daran, dass die schönsten Wünsche die sind, die wir für andere träumen.
Und Lina? Sie geht immer noch jeden Tag durch den verschneiten Park, schaut zum hohen Schlossturm hinauf und weiß in ihrem Herzen, dass echte Magie dort entsteht, wo man an das Gute glaubt und anderen hilft.